„Pilgern ist Beten mit den Füßen“
Wenn man bereit ist, lernt man dabei, dass Glaube nicht nur eine Kopfsache ist. –
Der entscheidende Unterschied zwischen Wandern (Fernwanderung) und Pilgern auf einem Camino Richtung Santiago, Rom oder einem anderen christlichen Pilgerziel ist die Orientierung!
Denn nicht der Weg ist das Ziel, sondern die Orientierung auf Gott, auf die lebende Person Jesus hin ist das entscheidende Kriterium einer Pilgerfahrt.
Der Weg kann zermürbend sein. Leid, Schmerzen, Krankheiten gehören zum Leben, was Pilger schnell bemerken. Wir spüren, dass es kein Recht auf „Leidfreiheit“ gibt, obwohl dies heute als eine fast alltägliche Lebensvoraussetzung gefordert wird. Der Pilgerweg ist wie eine Parabel des eigenen Lebens. Ein Camino in den Leeren Spaniens eine großartige Möglichkeit, sich selbst zu stellen. Der Weg macht einen kaputt und leer, restlos. Der einzige Halt, den man findet, ist im Loslassen von sich selbst. Lässt man sich darauf ein, wird einem alles vielfach wieder geschenkt! Das ist genau das Gegenteil von dem, was uns heute ständig eingebleut wird: „Zunächst denke ich an mich!“
Irgendwann stellt sich die Frage ein: „Wer bist Du – Du selbst?“
Wer es zulässt erfährt die Frage nach Gott: Gott öffnet sich unendlich; das Gegenteil sind um sich kreisende Individuen, die in sich selbst zermalmt werden.
Dies erfahren auch viele Camino-Touristen, die oft dann aber doch als Pilger in Santiago ankommen.
Pilger fühlen sich von Jesus angenommen, spüren diese Gewissheit der Akzeptanz[1]. „… Gott hat mich auf dem Weg andauernd in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet.“[2]
[1] Wolfgang Peter, 2010 vom Camino de la Plata;
[2] Kerkeling, HaPe, Ich bin dann mal weg, München 2006, S. 345;