Biblische Spiritualität ist die menschliche Antwort auf das göttliche Wort: Gott spricht zuerst, der Mensch ist frei, zu antworten.
Meister des „Versenkens in das Gebet“ waren die Wüstenväter. Sie suchten die äußere und innere Wüste, wo man sich selbst ausgesetzt ist, weil in der Einsamkeit das „innere Radio, Fernsehen zu laufen beginnt“, uns zu beherrschen sucht.
Um wirklich innerlich frei zu werden, muss Orientierung gefunden werden. Dabei helfen Bibelverse, Stoßgebete. Ziel ist das Ringen um Stille, um für Gott offen zu sein. Dafür gibt es Praktiken, die helfen können:
- einen Pilgerweg gehen, Schritt für Schritt – Gehen ist uns Menschen nahe, weniger das dahin Rollen
- Ruhegebete, um bei Gott gegenwärtig zu werden
- Entspanntes Sitzen (Zen-Methode), um zu Gott, der Person Jesus zu finden.
Im Alten Testament, bei den Juden wird der Name Gottes nicht ausgesprochen, jedoch angerufen: Gott wird gerufen!
Den Namen Gottes anzurufen, hilft: „Kyrios Jesus Christus, Gottes Sohn, erbarme Dich meiner!“ –Herzensgebet der Wüstenväter –
Jesus bedeutet: Gott rettet, heilt; wovon? Von den seelischen Verformungen des Menschen! Gott offenbart sich durch den Anruf Jesu.
Hindernisse auf dem Weg zu Gott sind die Bilder in unserem Kopf, die wir auch lieben; wir haben sogar Angst vor der Leere – horror vacui – ; wir suchen Zerstreuung. Das Herzensgebet stärkt als „tägliches Schwarzbrot“, das nahrhaft, aber nicht immer so schmackhaft ist.
Der schimmernde Wortsinn von „Spiritualität“ wird so „erfahr“- besser ergehbar, wenn man darunter Gebet, Gläubigkeit, Frömmigkeit versteht.
Biblische Spiritualität entsteht erfahrungsgemäß erst nach einer starken Erfahrung, einem Erschrecken. Gott spricht so an! In christlicher Spiritualität bedeutet Meditation, von Gott in einen Dialog gerufen zu sein.
Auch Maria wird völlig unerwartet von Gott angerufen und sie erschrickt. Nicht der Mensch sucht Gott, sondern der Mensch wird gefunden.
Christliche Spiritualität hilft, uns auf Gott hin zu öffnen. „So nimmt sich denn der Geist unserer Schwachheit an.“ (Römer 8,26)
Als Christen müssen wir „nur“ um die Wirklichkeit Gottes wissen, die sich in die Herzen einpflanzt und ihre Sehnsucht stillt. Er rührt Menschen an und überrascht, ja er erschrickt mit seiner Fügungsmacht. So wirkt er „Wunder“. Christen vertrauen ihm, seiner Selbstoffenbarung. Wir sollten vertrauen können, daß Gott selbst in unseren Gebeten, in der Feier der Liturgie anwesend ist.
Die Kraft Gottes soll uns tragen, der Heilige Geist uns beseelen, dann werden wir die Wunder einer christlichen Spiritualität auch heute in unserer Welt erfahren können.