Jakobilia am Niederrhein

Jakobilia sind Erinnerungs-Denkmale in Skulptur, Gemälde, Bruderschaften, historische „Gasthäuser“ als Stiftungen und Gebäude für die Unterkunft von Pilgern usw., die mit dem Apostel Jakobus in Verbindung stehen. Vielfach sind diese Jakobilia Hinweise auf ein historisches Ereignis oder ein Faktum. So sind z.B. in Hansestädten regelmäßig Jakobuskirchen vorzufinden. Hansestädte trieben einen bedeutenden Weinhandel, denn mehr als 50% des Handelsgutes war Wein. Der hl. Jakobus war auch Patron der Weinschröter, Männer, die den Wein in Fässern aus den Kellern „schroteten“, schleppten um diesen auf Fahrzeuge, meist Schiffe zu verladen und am Bestimmungsort wieder in die Keller zu bringen.

Als erstes Erkundungsmerkmal für Jakobilia sind also Hansestädte zu suchen. Dies sind am Niederrhein Duisburg, Dinslaken, Wesel, Grieth, Kalkar und Emmerich.

Derzeit sind nur Jakobilia in Grieth, Kalkar und Emmerich bekannt, die sich in Kirchen erhalten haben. Die Städte Duisburg, Dinslaken und Wesel wandten sich der calvinistischen Form des Christentums zu, die keine bildlichen Darstellungen zuließ. Derzeit sind dort keine Jakobilia nachgewiesen.

Grieth:

Kirche St. Peter und Paul – hier gibt es eine excellente, ziemlich sicher von H. Douvermann geschnitzte Figur des Apostel Jakobus d.Ä., der die Heilige Schrift in der Hand trägt und daraus vorträgt:

Apostel Jakob d. Ä.

 

Kalkar:

Kalkar war in seiner Blütezeit im 13. Und 14. Jahrhundert eine herausragende Hansestadt. Kalkarer Bürger stellten Bürgermeister und Bischöfe für die Stadt Danzig. Dies ist ein Zeugnis dafür, dass die Anrainer der südlichen Ostseeküste von den „Niederen Landen“ aus, einschließlich von Flandern, per Schiff optimal erreichbar waren. Diese besiedelten auch diese Regionen in Pommern, Ostpreussen und baltischen Staaten. Von er Architektur her haben die „Niederen Lande“ diese östlichen Regionen sehr beeinflusst. Dies erkennt man heute noch in den früheren Regionen Pommern und Ostpreußen und den baltischen Städten an der Verbreitung des Klinkers sowie insbesondere an den Plänen für die Märkte. In deren Mitte befindet sich wie in Kalkar sehr oft das Rathaus mit einem herausragenden Treppenturm (vgl. Posen u.a.).

Als wohlhabende Hansestadt ist in Kalkar die reich ausgestattete Kirche St. Nikolai errichtet worden. Eine sehr alte Jakobusbruderschaft und ein bereits 1386 erwähnter Jakobusaltar sowie die Konsekration des Kirchenneubaus 1450 auf dem Jakobustag (25.7.) weisen auf eine starke Jakobusverehrung hin. Der Jakobusaltar ist geprägt durch eine weltweit bekannte Figur des Pilger segnenden Hl. Jakobus.

Jakobusaltar

 

Emmerich:

Jakobus - Sohn des Zebedäus – in St. Aldegundis, Emmerich
Jakobus – Sohn des Zebedäus – in St. Aldegundis, Emmerich
Johannes - Sohn des Zebedäus – in St. Aldegundis, Emmerich
Johannes – Sohn des Zebedäus – in St. Aldegundis, Emmerich

Emmerich hatte seine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit in den Jahrhunderten von ca. 720 bis insbesondere in der Hansezeit bis etwa 1550. Der Handel brachte Wohlstand, die sehr große Lateinschule mit bis zu 1500 Schülern, die von der Mosel, dem Mittelrhein und aus dem Kölner Raum kamen, belebten die Stadt.

In Emmerich wurde 1364 eine Gasthausstiftung gegründet, die ein „Gasthaus“ für Perigrinis (Pilger), Kleriker und Arme betrieb. Die Gasthausstiftung, existiert heute noch, hat jedoch andere Aufgaben übernommen. Die Gildemeister der Johannes- und Jakobus-Gilde in Emmerich stifteten 1509 eine Vikarie Johannis und Jacobi; auch ein Jakobusaltar ist schriftlich belegt.

Emmerich geriet in die 80-jährigen kriegerischen Auseinandersetzungen, die auch konfessionell geprägt waren, mit den nun überwiegend kalvinistischen Niederlanden. Kalvinisten verfolgen das Bildverbot und lehnen die Heiligenverehrung strikte ab. Dies führte zur nahezu kompletten Vernichtung von religiösen Kunstwerken durch die niederländische Besatzung. Einiges hat sich erhalten, so Figuren des hl. Jakobus und des hl. Johannes.

Weeze:

In der Pfarrkirche St. Cyriakus in Weeze findet sich eine Figur im Stile des sitzenden Apostels Jakobus. Die Besiedlung der „Villa Geizefurth, die 855 von den Mönchen aus Lorsch erbaut wurde, lag verkehrlich an einer wohl bedeutsamen Furth. Dies mag Begründung sein, dass in Weeze Bürger dieser Stadt den Händlern und Pilgern Station und Gebet ermöglichten.

Jakobus Weeze